Die entsprechenden Kocher sind jedenfalls nicht Teil der Ausstattung und der Herd in der Mitte des Raumes elektrisch. Am Ende wird sich herausstellen, dass die langstieligen Geräte tatsächlich unverzichtbar beim Abfüllen von Make-up sind, im Moment konkret von der Dermacolor Camouflage Creme, einer über 40 Jahre alten Rezeptur mit bemerkenswerten Eigenschaften: Dermacolor Camouflage Creme ist nach der Fixierung mit Puder extrem haltbar und leicht zu entfernen. Es verdeckt die Natur aber sieht total natürlich aus. Nicht nur, dass farbige Anomalien wie Feuermale, Vitiligo, Chloasmen, Rosacea, Pigmentflecken, Akne, Augenringe, Couperose, erweiterte Kapillargefäße, Krampfadern, Besenreiser und Tätowierungen zuverlässig darunter verschwinden, es ist dazu perfekt geeignet, atopische Ekzeme zu kaschieren. Schon kurz nach der Entwicklung konnte bei Studien u.a. mit 100 stationären Haut-Patienten an der Freien Universität Berlin nachgewiesen werden, dass Dermacolor Camouflage Creme auch im Langzeittest keine Unverträglichkeitsreaktionen hervorruft. Damals bekam die Serie das Prädikat „Hautverträglich auch bei empfindlicher Haut“, heute ist das System ECARF zertifiziert. Heißt: Das „European Centre for Allergy Research Foundation“, eine Stiftung mit Sitz in der Berliner Charité, hat seine strengen Maßstäbe angelegt und nach Tests an Personen mit Neurodermitis und Ekzemen sein Qualitätssiegel für allergiefreundliche Produkte verliehen. Das gewährleistet selbst sehr Sensiblen, dass sie „durch die Anwendung keine Verschlechterung oder Nebenwirkungen zu erwarten haben und ein Risiko, eine neue Allergie zu entwickeln, nicht anzunehmen ist“, so das offizielle Statement. Tatsächlich wird es noch besser, denn die Formulierung wirkt sich äußerst günstig auf den Hautzustand aus. „Die ausgesuchten Öle und Wachse der Basis minimieren die Schuppenbildung, sodass die Haut abheilen kann“, erklärt Chef-Chemiker Yousef Atapour. Das verwendete Bienenwachs hat außerdem entzündungshemmende Wirkung, es beruhigt die Haut und bindet als natürlicher Emulgator Wasser und Öl. Dazu schützt ein Wachs aus den Blättern des Candelilla-Strauchs vor dem Austrocknen und sorgt für eine geschmeidige Textur. Insgesamt enthält die Basis 30% natürliche und naturidentischen Inhaltsstoffe, 18% beträgt allein der Anteil eines Öls, das dem menschlichen Sebum ähnelt. „Um Dermacolor besonders milde zu gestalten, verzichten wir außerdem auf Parfüm und geben Vitamin E als schützendes Antioxidans sowie lindernde Öle in die Basis, damit die sensiblen Stellen auf der Haut nicht noch mehr belastet und gereizt werden“, so der Rezeptur-Experte.
Verschmelzung von Basis und Pigmenten
Aus der ausgeklügelten Mischung entsteht eine weiß-gelbliche Basis, die in der Farbe an Margarine erinnert, aber deutlich leckerer riecht. Im ersten Schritt der Verarbeitung wird diese weiß-gelbliche Masse in einer Metallwanne auf 65 Grad erwärmt, damit sie flüssig wird und Farbe annehmen kann. Natürlich ist auch die sehr gut verträglich. „In der Dermacolor Camouflage Serie arbeiten wir überwiegend mit Titandioxid und Eisenoxid“, erläutert Atapours Kollege Dr. Jochen Gottfriedsen. „Je nach Nuance haben wir einen Pigmentanteil von 40-45%.“ Die eingefärbte Masse kühlt nun wieder ab und wandert anschließend so lange über die Walzen, bis die Farbe homogen ist und kein Pigment mehr an der Walze klebt. In der Regel braucht es fünf Durchläufe, bis die Dermacolor Camouflage Creme in kleine oder große weiße Plastik-Eimer abgefüllt werden kann.
Befüllung: Kunst des technischen Zusammenspiels
Steht ein Großauftrag mit mehreren Tausend Produkten an, wandert diese sogenannte Bulkware in den Raum hinter die Tür mit der Aufschrift „Gießmaschine“. Eine Apparatur, die für die Produktion so zentral ist, dass sie sogar eine eigene Telefon-Durchwahl hat, wie das Schild an der Tür vermerkt. Dahinter stehen neben einem Fließband große Metallbottiche, in denen die Rohmasse erhitzt und verflüssigt wird. Über stabile Schläuche sind sie mit Spritzdüsen verbunden, die senkrecht über dem Fließband enden. Und dann ist die maschinelle Produktion in erster Linie die Kunst des technischen Zusammenspiels: Leere Schminkdöschen werden auf das etwa vier Meter lange Band gesetzt, das langsam unter die Spritzdüsen gleitet. Seine Fahrt-Geschwindigkeit muss genau abgestimmt sein auf das Tempo und die Abstände, in denen das Make-up mit Hochdruck aus der Düse geschossen kommt. Sonst würde zu viel oder zu wenig darin landen - aber eine solche Fehlbefüllung ist tatsächlich nur Theorie, die Koordination in der Praxis stets perfekt. Die gefüllten Döschen fahren weiter in einen Kühltunnel, der die Schminke bei etwa -9 Grad adhoc frostet und erstarren lässt und nach etwa vier Minuten ist die Fahrt vorbei, Deckel zu, Etikett drauf, fertig für den Verkauf.
Handabfüllung – mit Fingerspitzengefühl
Kleineren Margen werden in der Regel ein Stockwerk höher per Hand abgefüllt. Maximal 500 Stück lassen sich am Tag bei der manuellen Füllweise herstellen. Die ist keine Einstellungssache, sondern erfordert neben Fingerspitzengefühl eben jene am Anfang erwähnten Gasanzünder. Zum Verflüssigen wird die Bulkware portionsweise umgetopft, von den Plastik-Eimern in kleine Emaille-Kochtöpfe mit Gieß-Tülle und langsam auf dem elektrischen Herd erhitzt. Damit es keine Verwechslungen im Farbton gibt, wird die Nummer der Nuance vorher mit dickem rotem Stift auf die Töpfe übertragen. D19 steht dann da zum Beispiel oder D4. „Farbe D4 ist unser Bestseller, Rezepturen gibt es für 424 Nuancen“, sagt Yousef Atapour und fügt sichtlich stolz hinzu: „Und das Produkt wird immer beliebter. 2009 haben wir acht Tonnen Dermacolor Camouflage Creme hergestellt, 2017 waren es zwanzig Tonnen.“ Beachtlich, wenn man bedenkt, dass die kleine Make-up Dose 4 Gramm fasst und die große, an der hier gerade gearbeitet wird, ganze 30 Gramm. Ist die Masse verflüssigt, kann es weitergehen – Achtung, Einsatz Gasanzünder: Rechts den Topf, links den Flammengeber folgen beeindruckend präzise Handgriffe der ArbeiterInnen. Erst zischt ein Sekunden-Feuer in die leere Make-up Dose, danach wird etwa drei Sekunden routiniertes mit ruhiger Hand gegossen, bis der Behälter gefüllt ist. „Das Feuer garantiert ein gleichmäßiges Produkt“, so Herr Atapour. „Manchmal entstehen in dem flüssigen Bulk durch Umrühren Luftblasen. Sie platzen weg, wenn sie warm werden. Das Abflammen der Oberfläche ist wichtig, weil sonst nach dem Abkühlen die Luftblasen zu kleinen Löchern führen können.“ Die schon nach zehn Minuten sichtbar würden, denn dann ist Dermacolor Camouflage Creme bei Raumtemperatur abgekühlt. Aber wie gesagt – nur in der Theorie. In der Praxis läuft in der Produktion bei Kryolan alles verlässlich mit äußerster Präzision. Immer.